Hinweise für Neueinsteiger in die Herdbuchzucht
Herdbuchzucht ist eine über die Schafzuchtverbände organisierte und kontrollierte Zucht einer (Schaf-) Rasse. Ziel ist der Erhalt oder auch die Verbesserung von Eigenschaften einer Rasse, in der Regel unter Verwendung von Tieren derselben Rasse, manchmal jedoch auch von fremder Genetik um besondere Eigenschaften zu stärken. Nur Tiere die ebenfalls im Herdbuch aufgenommen wurden, werden für die Zucht eingesetzt.
Das Herdbuch wird von den Schafzuchtverbänden der Bundesländer oder dem Zuchtverband für Ostpreußische Skudden und Rauhwollige Pommersche Landschafe geführt, die alle unter dem Dach des VDL (Vereinigung der Landesschafzuchtverbände) zusammen geschlossen sind.
Wichtig!
- Wer im Herdbuch züchten möchte, muss Mitglied in einem der Zuchtverbände sein
- Die Ablammmeldung muss bis zum Stichtag beim Zuchtverband sein (der Stichtag ist von Verband zu Verband unterschiedlich!) damit die Lämmer/Schafe nach der Körung aufgenommen werden können.
- Die Schafe werden im Herdbuch aufgenommen, wenn sie
- von Herdbuchtieren abstammen und
- gekört sind
Für weibliche Tiere gibt es die Regelung, dass sie ins Vorbuch aufgenommen werden können, wenn sie von einem Herdbuchbock abstammen und bei der Körung für rassetypisch erklärt wurden. Die Nachkommen dieser Tiere rücken nach und nach im Vorbuch auf bis endlich ins Herdbuch A. Dies dauert mehrere Generationen, Voraussetzung ist der Einsatz gekörter Böcke der Wertklasse 1.
OviCap
Die Schafzuchtverbände führen das Zuchtbuch in Form einer gemeinsamen Onlineplattform mit Namen OviCap (Herdbuchprogrammsystem), wer im Herdbuch züchtet bekommt einen Zugang. Dort können z.B. die Ablammungen gemeldet und vom Zuchtverband die Körergebnisse eingetragen werden. OviCap bietet zum Beispiel die Möglichkeit eine Anpaarungsplanung mit einem Zuchtbock zu machen, den man kaufen möchte. In der Anpaarungsplanung sieht man dann, wie nah die Genetik zu den eigenen Mutterschafen ist. Die Abstammung der eigenen Schafe kann dort mehrere Generationen zurückverfolgt werden.
Körung
Die Körung selber findet in Körveranstaltungen statt, die die Schafzuchtverbände zentral organisieren oder auf dem Hof durchführen können. Dabei wird das Schaf in drei Kategorien betrachtet: Wolle (W), Bemuskelung (B), Exterieur (E). Für jede Kategorie werden Gesamtnoten vergeben die von 1-9 gehen können. Dabei ist eine 1 sehr schlecht und eine 9 ausgezeichnet.
Für die Wertklasse I muss wenigstens eine 7 in E und B erreicht werden, bei dem Wert für Wolle unterscheidet sich das in den Verbänden. Manchmal reicht eine 6 und manchmal muss es eine 7 sein Für Wertklasse II ist der Wert jeweils eine Note schlechter.
Für das Exterieur werden die Korrektheit und Qualität des Körperbaus beurteilt.
Bei der Wolle werden Feinheit, Ausgeglichenheit und Farbe beurteilt. Zur Beurteilung wird das Vlies gescheitelt.
Bei den RPL ist die Farbe zu erfassen.
Bei der Bemuskelung wird die Ausprägung der Bemuskelung bewertet.
Körungs-Jargon
Bei der Wollbewertung werden schon mal Abkürzungen verwendet. Die das folgende bedeuten:
K Kraft der Wolle – wie standfest ist sie
N Ausgeglichenheit der Struktur
C Ausgeglichenheit der Farbe
Ein „unterstrichen“ ist eine Aufwertung der Eigenschaft, ein „überstrichen“ eine Abwertung. (K über für fehlende Kraft, N unter für ausgeglichene Wolle)
blau ist z.B. die Bezeichung für ein sehr dunkles blau, mit wenigen weißen Fasern in Abgrenzung zu schwarz.
Böcke
Bei Böcken wird insgesamt strenger geschaut als bei weiblichen Tieren, „der Bock ist die halbe Herde“.
Bei Böcken wird ein Gentest auf Scrapieresistenz gemacht, der im Zuchtbuch mit erfasst wird.
weitere Eigenschaften
Bei der Körung können Eigenschaften wie Milchleistung, Muttereigenschafen, Futterverwertung, Wurmresistzenz, Gesundheit, Klauen etc. nicht oder nur gering beurteilt werden. Dies ist Aufgabe des Züchters im täglichen Blick auf seine Schafe. In Ovicap wird dies teilweise über die Ablamm- und Aufzuchtstatistiken der Schafe erfasst, über das 100 Tage Gewicht der Lämmer und die Gewichte der Böcke die bei der Körung erfasst werden. (Landschafe sollen weder zu leicht noch zu schwer sein!)
Und so kann ein Tier, dass in diesen Bereichen hervorragend abschneidet, bei der Körung aber z.B. in Wertklasse II landet trotzdem ein wertvolles Zuchttier sein!
Wer mehr erfahren möchte, kann sich beim zuständigen Landesschafzuchtverband oder dem Skudden-Pommern-Verband erkundigen: zu den Zuchtverbänden
Die Zuchtprogramme sind in den Verbänden unterschiedlich und meist als pdf veröffentlicht. Das Zuchtziel haben die Verbände im VDL gemeinsam festgelegt. Das Zuchtziel wurde vor kurzem im Rasseausschuss geändert, die neue Fassung wurde leider noch nicht veröffentlicht. - ein link folgt später....