Im Dezember 2021 stellten die 3 Projekt-Ausrichter, die Tiermedizinische Hochschule Hannover (Prof. Martin Ganter), die Uni Giessen / Abteilung Nutztiergenetik (Prof. Gesine Lühken), sowie die Interessengemeinschaft Rauhwolliges Pommersches Landschaf (IGRPL) beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Verbindung mit dem Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) einen Antrag auf Förderung des Projektes „Pomaedi“, dieser Antrag wurde im April 2023 bewilligt.

Das Projekt widmet sich der Gesunderhaltung der Population der Rauhwolligen Pommerschen Landschafe. Angesichts dessen, daß innerhalb dieser Population immer wieder Fälle von Infektionen mit dem Virus Maedi Visna zutage treten, und gleichzeitig beim Vorhandensein des Gens TMEM 154 von einer Resistenz gegenüber Maedi Visna auszugehen ist, zielt der angestrebte Erkenntnisgewinn durch das Projekt dahin, die Rauhwolligen Pommerschen Landschafe hinsichtlich TMEM 154 zu untersuchen. Das Projekt ist vollumfänglich durch das BMEL/BÖL finanziert, es entstehen den Teilnehmern also keinerlei Kosten. Dies hat dann hoffentlich auch eine hohe Teilnahme-Bereitschaft zur Folge, denn die Aussagekraft der Erhebung steigt mit der Anzahl der untersuchten Schafe.  Zusätzlich zur Untersuchung auf Maedi – Resistenz wird jedes Schaf mit der gleichen Blutprobe mittels SNP-Untersuchung auf die genetische Varianz hin untersucht, um letztendlich auch einen Überblick über die genetische Diversität der Rasse zu erlangen.

Die Vorgehensweise wird wie folgt sein:

Die Tierärztin Cassandra Frölich, die speziell für das Projekt angestellt wurde, wird am 19.06.2023 ihren Dienst antreten. Jeder Züchter mit RPL im Herdbuch ist für das Projekt willkommen, und möge sich zeitnah bei uns melden. Ein projekt-bezogener Fragebogen, mit angehängter Einverständniserklärung, sichert für alle Teilnehmer ab, daß sämtliche Daten anonymisiert werden, und alleine wissenschaftlichen Zwecken im Projekt dienen, alle anderen Veröffentlichungen sind nur mit Einverständnis des Tierbesitzers legitimiert. Die Teilnehmer sind gehalten, die zu beprobenden Tiere danach auszuwählen, daß das genetische Spektrum innerhalb der Herde gut repräsentiert ist. Die aktuellen Zuchtböcke sollten auf jeden Fall mit von der Partie sein. Wissenschaftlich interessant sind Pommernherden, wo ein Maedi-Verdacht besteht. Die serologische Untersuchung, also die Feststellung (freiwillig) einer Infektion mit Maedi Visna, wird im Projekt kostenfrei mit abgedeckt. Die Tierärzte favorisieren hierbei die Untersuchung der kompletten Herde. Wir können zwar die Meldepflicht nicht aushebeln, aber eine Infektion mit Maedi Visna zu ignorieren, hilft dem Züchter auch nicht weiter, denn wer Zuchttiere zum Kauf anbietet, sollte gewährleisten können, daß diese gesund sind! So könnte das Projekt „Pomaedi“ auch dazu dienen, den ersten Schritt der Sanierung kostenfrei zu realisieren.

Warum Pommernschafe?

Pommernschafe sind nicht außergewöhnlich oft von Maedi-Visna betroffen. Das kann also nicht der Grund für die Untersuchung ausgerechnet bei dieser Schafrasse sein. Der Grund ist vielmehr, dass die Pommernschafe mit 8 Bocklinien und mehr als 50 Mutterschaflinien eine alte Rasse mit guter genetischer Basis sind. Zudem ist der Bestand der im Herdbuch geführten Tiere ausreichend groß für eine aussagekräftige Studie!

Ein weiteres Auswahlkriterium ist die hohe Anzahl von Schafen in Biobetrieben. Die Schafe werden in der Landschaftspflege eingesetzt, Widerstandsfähigkeit und Marschfähigkeit sind gute Eigenschaften für Schafe in diesem "Arbeitsbereich", die durch eine Maedi-Visna Infektion gefärdet sind.

Ob eine Zucht auf TMEM154 - dem Resistenzgen - bei Pommerschen Landschafen Sinn macht, wird sich erst in der Studie herausstellen. Nur wenn eine ausreichend breite Genbasis Träger von TMEM 154 ist, macht eine Berücksichtigung des Gens bei der Zucht Sinn.

Unabhängig davon, wie hoch der Anteil der Resistenz innerhalb der RPL Population ist, wir werden auf keinen Fall auf Genetik verzichten, nur weil keine genetische Resistenz gegenüber Maedi Visna vorhanden ist. Priorität bei der "Nachsorge" des Projektes hat das Erhalten der genetischen Vielfalt innerhalb der Rasse.

Was ist Maedi-Visna?

Bei Maedi-Visna handelt es sich um eine nicht heilbare Erkrankung der Schafe durch einen RNA-Virus. Die Infektion erfolgt am ehesten durch die Muttermilch, kann aber auch selten unter erwachsenen Tieren stattfinden. Die Infektion ist frühestens mit 1,5 Jahren nachweisbar, sie schreitet schleichend voran und befällt die Lunge und das Hirn, die Tiere leiden unter einer zunehmenden Erschöpfung. (isländisch mæði - Atemnot, visna - verdorren).

Die befallenen Tiere sind nicht marschfähig, leiden zunehmend unter Erschöpfung und haben Probleme die Lämmer aufzuziehen. Auf fetten Standorten mit geringen Anforderungen an die Robustheit der Schafe, kann es sein, dass die Tiere sympthomfrei und beschwerdefrei scheinen. Da wo die Pommern in der Landschaftspflege auf kargen Standorten in Einsatz sind, also ihrer eigentlichen Aufgabe nachgehen, sind die Sympthome, und somit auch das Leiden der Tiere auf jeden Fall deutlich zu sehen.

Bisher wurden stark befallene Tiere gemerzt. Lämmer können durch eine mutterlose Aufzucht mit Milch von gesunden Tieren vor einer Infektion geschützt werden. So kann unter hohem Aufwand eine Herde saniert werden.

 

Maedi - frei

Als Maedi frei bezeichnet man Herden, deren Mitglieder bei insgesamt 4 Untersuchungen in Abständen von 6 Monaten bis 1Jahr frei von einer Infektion durch das Virus sind. Zugekaufte Böcke aus nicht freien Herden z.B. müssen diesen Prozess neu durchlaufen, in Quarantäne bleiben, bis die Ergebnisse da sind.

Böcke müssen auch nach dem Besuch einer Körveranstaltung an der nicht getestete Tiere teilgenommen haben, in Quarantäne.

Aufgrund der hohen Kosten einer Sanierung, und aus Angst, bei einem positiven Befund, von Veranstaltungen mit Schafen, wie z.B. Körung, ausgeschlossen zu werden, ignorieren und verschweigen manche Züchter Infektionen mit Maedi Visna. Hinzu kommen die Symptom-freien Herden, in denen infizierte Tiere vorhanden sind, und über die Muttermilch zur Verbreitung von MV beitragen. Beide Verhaltensmuster sind in ihren Auswirkungen fatal.

Einige Züchter haben ihre Herden einmalig auf MV untersuchen lassen, und klären vor jedem Zukauf eines Tieres, den Maedi-Status ab. So kann man sich, gepaart mit kritischer Beobachtung der Herde, einigermaßen sicher vor dieser Virus-Krankheit schützen.

Nichtsdestotrotz wäre die Möglichkeit, die uns das Projekt "Pomaedi" bietet, über die Resistenz der Tiere bescheid zu wissen, ein ungemeiner Fortschritt.

 

SNP

Single Nucleotid Polymorphismus (SNP) - klingt kompliziert, und ich versuche es verständlich zu erklären:

es ist eine technisch optimierte Untersuchungsmethode, bei der 96 Blutproben im Gesamtpaket untersucht werden. Hierbei wird das gesamte Spektrum der Gensequenzen eines Tieres bis ins kleinste Detail untersucht. So kann man z.B. bei Vollgeschwistern, die laut Ovicap die gleiche Genetik aufweisen, über SNP klare Unterschiede nachweisen. Es ist auch davon auszugehen, dass dieses Verfahren auf Dauer die aufwändige Microsatelliten-Untersuchung ablösen wird.

Über den Nutzen dieser Untersuchung für uns Züchter lässt sich streiten. Es ist aber eine kostenlose Zugabe innerhalb des Projektes, es bedarf auch keiner zusätzlichen Blutentnahme, von daher dürfen wir uns darüber freuen. Es könnte ja auch sein, daß diese Untersuchung Genetik zu Tage befördert, die deutlich von der Masse der RPL-Population abweicht, und somit ein wertvolles Gen-Potential darstellt, wer weiß....

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Kommentare

Kommentar von Anne Greef |

Moin an das Team,

spannendes Projekt an dem ich als Züchterin teilnehmen möchte. Was muss ich weiteres tun?
viele Grüße von der Ostsee

Anne Greef

Antwort von Karin Höller

Hallo Anne,

am besten ruft Christoph dich mal an, die Nummer haben wir ja. Dann wirst du auf eine Teilnehmerliste gesetzt die an die Tierärztin weiter gegeben wird. Die meldet sich dann für eine Terminabsprache bei dir.

Für die Planung ist dann noch erforderlich zu wissen, wie viele Tiere du hast / teilnehmen sollen und ob auch auf eine Maedi Erkrankung getestet werden soll.

Liebe Grüße Karin

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